Austauschprogramm von Astre (Ryoki) ================================================================================ Kapitel 15: Leise flüstert die Irritation. ------------------------------------------ Kapitel 15 Der Arm auf ihrem Rücken bewegte sich sacht und die Wärme, welche sein Körper neben ihr ausstrahlte, ließ sie lautlos seufzen. Es war angenehm und beruhigend. Sein gleichmäßiger Atem umwebte sie und nur mit mühe konnte sich Rika dazu durchringen ihren Kopf zu dem Digitalwecker, zu drehen. Noch hatten sie Zeit. Zeit, bevor sie miteinander reden mussten. Ihre Aufmerksamkeit huschte zu Ryo, der sein Gesicht in ihren Haaren vergraben hatte. Nur was sollte sie sagen und wie sollte sie sich ihm gegenüber Verhalten? Als wäre nichts gewesen? Wohl kaum... Die junge Frau schloss ihre Augen, genoss die angenehme Hitze und seine Berührung. Was machte sie sich überhaupt Gedanken. Ryo würde sie wohl kaum lieben und so war es auch nicht notwendig irgendwelche nicht vorhandenen Dinge, zu klären. Ein One-Night-Stand und als solchen würde er es auch sehen, da war sie sich sicher. Kurz war der Signalton, jener der jungen Frau verkündete, dass sie aufstehen sollte, wenn sie noch in ruhe einen Kaffee trinken wollte. Leise schnaufend und eigentlich überhaupt nicht gewillt dem nachzugeben, schlug sie ihre Lider wieder auf. Nur einen kurzen Augenblick verharrte sie noch, bevor sie darauf achtend Ryo nicht zu wecken aufstand. Irgendwie war es komisch, dass ihr so etwas gerade mit Ryo passiert war, ganz zu schweigen, dass ihr dies überhaupt passiert war. Ihre Kleidung, die verstreut auf dem Boden lag, fand ihren Weg an ihren Körper. Bereute sie? Nein, nicht wirklich. Das Gefühl, was sie empfand, war komisch aber keinesfalls war es Reue. Achtsam öffnete die Nonaka die Tür und warf noch einen Blick auf den Digitalwecker, bevor sie den Raum verließ. Einige Minuten konnte sie ihn noch schlafen lassen. Lautlos war der Seufzer, der Ryo über die Lippen ran, als die Tür ins Schloss fiel. Er war schon länger wach, hatte ihr beim Schlafen zugesehen und ihre nähe genossen. Der junge Mann strich sich über das Gesicht und wieder war es ein schweres Ausatmen, welches im Raum erklang. Er verfluchte sich gerade selbst und am liebsten würde er in irgendein dunkles Loch kriechen und dort nicht mehr heraus kommen... Das gestern war einfach nur absolut grenzdebil von ihm gewesen... Wie sollte er sich denn jetzt noch normal Verhalten, dies ging beim besten Willen nicht mehr. Seine Gefühle spielten bereits seit Wochen verrückt, hatten sich im Grunde, seit er sie kannte nicht geändert. Sacht setzte er sich auf, schloss einen Moment die Augen. Er konnte sich bereits lebhaft vorstellen, was sie zu ihm sagen würde. Rika liebte ihn nicht, das war ihm bewusst und genauso würde sie handeln. Alleine deswegen, weil sie nicht wusste, was in ihm wirklich vorging und sie würde es auch nicht erfahren. Dies würde alles nur noch komplizierter machen... Seine Lider öffnetet sich wieder. Es graute ihn bereits jetzt davor aufzustehen und sich ihre Worte anzuhören... Rauchend lehnte sich Rika zurück und wartete geduldig darauf, dass der Kaffee fertig durch die Marschmiene gerannt war. Die Schritte, welche aus dem Korridor erklangen, ließen sie aufsehen. Sie musste ihn wohl doch geweckt haben, als sie aufgestanden war. „Kaffee?“, fragte sie, wie er in die Küche trat. „Gern“, gab er gähnend zurück und setzte sich verschlafen an den Tisch. Ihre Augen schweiften musternd über seine Gestalt, doch erfassten diese keine einzige Abweichung seines sonstigen Verhaltens. Wie sie es sich gedacht hatte, er sah das Gestrige als nichts Besonderes an. Irgendwo hatte sie trotz ihrer Sicherheit bedenken gehabt, doch war Ryo noch nie gut in irgendwelchen Schauspielereien gewesen. Die junge Frau wandte sich ab und zog zwei Tassen aus dem Schrank. Dampfend fand die Flüssigkeit ihren Weg hinein, bevor Rika ihm das Gefäß vor die Nase stellte. Die Stille legte sich für unzählige Momente nieder, bevor es die Nonaka war, welche diese durchbrach. „Das gestern hat nichts bedeutet, da sind wir uns einig“, sprach sie sacht und setzte um einiges vorsichtiger hinzu „Oder?“ Wie zuvor auch huschte ihr Blick über jede kleinste Regung seines Gesichts und, als er die Augenbrauen anhob, ihr belustigt entgegen blicke. Spürte sie die Erleichterung in ihr aufwallen, welche ein anderes, groteskes Gefühl des Bedauerns verdrängte. „Ich denke doch.“ Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben. „Gut. Bist du mit dem Auto hier?“, wechselte die junge Frau das Thema und setzte sich ihm gegenüber an die Theke. „Steht neben deiner Viper. Ich dachte mir, dort wird er nicht im Weg stehen“, antwortete er ihr leicht hin und nippte einige Male an dem heißen Getränk. Rika setzte gerade an etwas zu erwidern, als der Wecker laut dröhnend widerhallte. „Dann fahr ich bei dir mit und geh heute zu Fuß zurück. Reicht, wenn einer fährt“, meinte die junge Frau, bevor sie aufstand. „Sicher kein Problem. Ich kann dich auch wieder nach Hause fahren“, sprach er amüsant aus und erntete ein Schmunzeln. „Danke.“ Sein lächeln verblasste in dem Moment, als sie aus dem Raum verschwunden war und behutsam drehte er die Tasse in seiner Hand. Er war wirklich ein guter Schauspieler, dachte er sarkastisch. Er war gespannt, wie lang er dies durchziehen konnte... Ihre Worte waren genauso, wie er sie sich vorgestellt hatte, nur hatte es bei Weitem mehr geschmerzt, als er erwartet hatte. Die nächste Zeit würde wahrlich lustig werden.... Der Schultag, war gegen seine Erwartung recht eintönig, das Einzige, was diesen etwas aufgelockert hatte, war Kat. Die Kinomoto hatte ihr Referat, wahrhaftig auf Kassette aufgenommen und diese, Herrn Minamoto in die Hand gedrückt. Der Mann hatte für einen kurzen Moment ausgesehen, als wüsste er nicht, wie er reagieren sollte. Die Klasse hatte ihm die Entscheidung abgenommen und sogar er musste ehrlich lachen. Katlin war jedoch auch die Erste, welcher auffiel, dass etwas anderes war. Rika behandelte ihn wie sonst auch und er tat es ihr gleich. Dennoch war etwas in ihrem Verhalten zueinander anderes und dies spürte nicht nur Kat. Und so wie dieser Tag verlief, so waren auch die darauf folgenden, nicht anderes. Das Einzige, was sich änderte, war Rikas Laune, welche sich von Wochentag zu Wochentag verschlechterte. Dies ging so weit, dass sogar Yosuke Minamoto genau überlegte, ob er sie ansprach. Auf die Frage, was denn sei, gab es keine Antwort und Ryo bezweifelte stark, dass ihr Gemütszustand mit ihrer kleinen Begegnung zusammenhing. Als sie einmal überhaupt nicht auftauchte, weder auf Anrufe noch auf Nachrichten reagierte, legte sich die Sorge schleichend nieder. Ihre Erklärung am darauf folgenden Schultag, war untypisch und ließ Ryo die Stirn runzeln. Noch nie war sie einfach ferngeblieben, weil sie keine Lust verspürt hatte zu kommen. Doch gab sie auch dieses Mal keine Antwort auf zögerliche Fragen. Genervt lehnte sich Rika in ihrem Stuhl zurück und versuchte den Aushilfslehrer zu ignorieren, der Rechnungen erklärte, welche sie bereits vor Jahren durchgenommen hatten. Ein wahrlich würdiges Ende des ersten Austauschmonats dachte sie sarkastisch. Ihre Augen huschten durch das Fenster hinaus. Die letzten Tage waren die reinste Hölle gewesen... Ihr Vater hatte sie so extrem belagert, dass die junge Frau sich in manchen Momenten ein Messer herbei ersehnt hatte, um ihrem Leid ein Ende zu setzen oder gar gleich ihn umzubringen. Das Schlimmste daran war jedoch, dass er jedes Mal Hana dabei hatte. Durch die Kleine hatte er sich einen Schild aufgebaut, so, dass sie ihn nicht hinausschmeißen konnte. Eine wirklich kluge Taktik, welche auch noch aufging. Nur ein einziges Mal hatte sie ihre Stimme erhoben und das war, als Akemi meinte in dem Haus ihrer Mutter, deren Platz einzunehmen. Den ganzen Abend über hatte die Frau sich dann nicht mehr getraut sie anzusprechen, was auch gut war, denn solch einen Zorn hatte sie selten verspürt. Und dieser wurde nur noch weiter geschürt, als ihr Vater anfing sie über Ryo auszufragen. Dies war schlimm genug, doch viel schlimmer fand sie die Tatsache, dass diese Fragen sie zutiefst verwirrten. Nicht weil Daisuke etwas wissen wollte, nein, es war viel mehr die Gegebenheit, dass sie nicht sicher war, ehrlich, zu antworten. Wie sie zu Ryo stand, war nur eine Fragestellung und vor Tagen hätte sie ohne zu zögern gesagt, dass sie Freunde waren. Jetzt jedoch stockte sie und das brachte sie durcheinander. Rika schüttelte ungesehen ihr Haupt. Am darauf folgenden Schultag war sie nicht aus ihrem Bett gestiegen. Weder hatte sie Lust auf Unterricht, noch darauf Ryo oder den anderen zu begegnen. Der Zettel, welcher auf ihre Bank segelte, holte Rika gänzlich aus den Gedanken. Ihr Blick schweifte zu Kat, die ihr leicht entgegen grinste. Gelangweilt faltete Rika den Papierfetzen mit einer Hand auf und las sich durch, was darauf stand. Eisessen nach der Schule? Falls wir vorher nicht aus Langeweile umgekommen sind... Ein Schmunzeln legte sich nieder und sacht nickte sie Kat zu. Ihre Aufmerksamkeit legte sich wieder auf den Lehrer, welcher zum vierten Mal dasselbe erklärte. Das Stöhnen unterdrücken, ließ die junge Frau ihren Kopf auf die Arme sinken. Am Rande beobachtete sie, wie Kai sich meldete. „Ja?“, rief der Mann ihn auf. „Ihnen ist bewusst, dass Sie eine Abschlussklasse unterrichten oder?“ Kat neben ihr und auch viele andere fingen an zu kichern. „Dies ist mir durchaus klar. Auf was wollen Sie hinaus?“ „Er will auf den Fakt hinaus, dass wir uns vorkommen, als wären wir in eine Grundschule...“, antwortete Rika an Kais stelle. In dem Moment, als der Lehrer sich rechtfertigen wollte, hallte schallend die Schulglocke wider. „Freiheit!“, rief die Kinomoto aus und sprang hoch, wobei ihr Stuhl laut krachend umfiel. Gähnend stand Rika auf und schmiss ihr Zeug unbeachtet in ihre Tasche. Eben diese über die Schulter schmeißend, folgte sie den anderen aus dem Zimmer. „Also, ab zum Eisessen Leute“, sprach Kat und hackte sich bei ihr sowie Jen ein, zog sie mit durch das Schulgebäude. „Ich will Vanille, dass weiß ich jetzt schon“, quasselte sie weiter und erntete von Kai ein belustigtes Kopfschütteln. „Wir sind nicht mal bei den Autos und schon überlegst du dir, was du willst. Weißt du wie verfressen sich das anhört?“, setzte er grinsend hinzu und ignorierte den bösen Blick der Blonden. „Klappe. Ich kanns mir leisten!“ Darauf blieb er still, denn ein Kommentar auf diesen Satz würde er wohl nicht überleben. Das Erste, was Rika spürte, als sie aus dem Gebäude richtig Parkplätze schritt, war die Wand aus hitziger Luft, welche ihnen entgegen schlug. „Scheiße ist das warm...“, gab Kai keuchend von sich und hielt sich die Hand vor die Augen, als die Sonne erbarmungslos auf sie niederbrannte. Da sprach er was Wahres aus, dachte Rika sich und kramte ihren Schlüssel aus ihrer Tasche. Das Nachfolgende ließ sie jedoch erstarren und den Kopf nach oben reisen. „Onee-chan!“ Automatisch blieb sie stehen und sah dem kleinen Kind dabei zu, wie es auf sie zu rannte. Das war jetzt ein schlechter Scherz... Die Tamer, bis auf Ryo beobachteten überrascht, wie sich das Kind kurz darauf an Rika hängte und lachend sprach. „Onee-chan, Papa hat gesagt, dass du heute mit uns essen gehst.“ Sie würde ihn umbringen... „Hat er das gesagt Ja?“ Dreckiger Bastard dreckiger. Seit Tagen lag er ihr mit dieser scheiße in den Ohren und jedes Mal war er auf ein Nein gestoßen. Aber warum nicht Hana mal wieder vorschieben, um seinen Willen zu bekommen. „Seit wann hast du eine Schwerster?“, fragte Kazu und starrte die Kleine noch immer an, als wäre diese ein neues Weltwunder. „Jetzt weist du es“, grollte sie leise und erreichte, dass nicht nur er zusammenzuckte. „Wie heißt du denn Kleine?“, lächelte Jen und kniete sich nieder. „Ich heiße Hana und du?“, gab ihr Hana zurück und sah, als die Stimme ihres Vaters erklang lachend zu ihm. „Hana du weist doch, dass du nicht immer weglaufen sollst!“ Die Aufmerksamkeit legte sich auf den Mann, welcher lächelnd auf die Gruppe zu schritt. Ryos Blick huschte automatisch zu Rika hinüber, welche aussah, als wenn sie Daisuke am liebsten umbringen würde. Kalt, und voller Zorn, waren ihre Augen und die Hände waren bereits schmerzhaft zusammengeballt. Daisuke streckte Ryo die Hand entgegen, welche diese zögernd annahm. „Freut mich dich wieder zusehen Ryo“, begrüßte er ihn und sah weiter zu den anderen. „Kat, T.k Kai schön auch euch wieder zusehen“, sprach er weiter. Die Drei nickten lediglich und auch ihre Augen huschten zu der Nonaka. Sein Blick wanderte hinüber zu Takato, Jen und Kazu. „Euch kenne ich aber noch nicht. Ich bin Daisuke Rikas Vater.“ Sprachlos, so konnte man wohl kurz und bündig erklären, wie diese reagierten. Stockend war es Jen, welche sich und auch die beiden Jungs vorstellte. „Warum bist du hier?“ Schneidend und eisig. Ihr Vater wandte sich ihr zu und wieder lächelte er. Ein Grinsen, das sie ihm am liebsten von den Lippen gewischt hätte. „Ich lade dich und deine Freunde zum Abendessen ein.“ Er legte seinen Kopf sacht schief und setzte hinzu. „Hana freut sich bereits den ganzen Tag.“ Sie hasste ihn... „Wenn meine Freunde denn Zeit haben...“, gab sie kühl zurück und wandte ihren Blick nicht von ihrem Vater ab. Hana hatte sich an ihre Hand gehängt und quietschte freudig auf, als sie Rikas Worte hörte. „Und?“, wandte sich Daisuke sich wieder an die Anderen. In dem Moment, als Kat freundlich ablehnen wollte, sprach bereits Kazu. „Ja gerne!“ Entsetzt drehten die Umstehenden ihren Kopf zu dem Shiota, welcher nicht merkte, in welche Situation er sie alle gerade gebracht hatte. Rika setzte sich in Bewegung, schritt stumm an ihrem Erzeuger vorbei und ignorierte die Tatsache, das Hana ihr hinterher rannte. „Schatz?“, vernahm sie ihn und seine Stimme alleine, ließ sie innerlich schreien. „Danke, dass du mir heute auf Hana aufpasst.“ Das Einzige, was sie sich in Gedanken immer wieder sagte, war, das Hana neben ihr herlief. Wenn sie jetzt ihrem Zorn freien Lauf ließ, würde diese es zwangsläufig mitbekommen. Und das wollte Rika nicht. Die Kleine brauchte nicht wissen, was sie von ihrem Vater hielt, was für ein Mensch er war. Dies würde Hana früh genug erfahren... Tief durchatmend, blieb die junge Frau vor ihrem Auto stehen, betätigte die Automatik und öffnete die Tür. „Onee-chan darf ich vorne sitzen?“, hörte Rika Hana fragen und schüttelte verneinend den Kopf. Aus dem Augenwinkel beobachtete die junge Frau wie ihre Freunde auf sie zu liefen. „Ich will aber!“ Das Kind zupfte an ihrer Hand herum und jammerte und ein Seufzer entrann ihrer Kehle. Gott sie wusste nicht, wie sie diesen Tag überstehen sollte. „Willst du nicht neben mir, hinten sitzen?“, fragte Jen lächelnd und kniete sich wie vorher zu ihr hinunter. Kurz schien es als ob Hana überlegte und schließlich den Kopf schüttelte. „Nein ich will neben Onee-chan sitzen!“ Rikas Hand fand den Weg an ihre Schläfen. Ruhig bleiben... Jetzt war es Kat die hastig sprach, als sie diese Geste beobachtete. „Hinten ist es aber viel cooler.“ „Ich will trotzdem neben Onee-chan sitzen!“ Laut und quengelnd. Als Kat abermals etwas Überredendes sagen wollte, unterbrach Rika sie. „Hana, du sitzt hinten verstanden!?“ Ruhig waren die Worte. Zu ruhig. Das kleine Kind sah zu ihr auf und verzog ihre Lippen, doch tat sie, was von ihr verlangt wurde, als sie nach hinten kletterte. „Dein Vater ist wirklich nett“, erklang es plötzlich und sie alle sahen zu Kazu. Wobei ihn nicht nur Ryo anblickte, als wenn er einen Sonnenstich hätte. Bemerkte dieser Idiot nicht, wie wütend Rika gerade war, dachte der Akiyama. „Schön für ihn...“, gab Rika kühl von sich, ehe sie um das Auto schritt und ohne ein weiteres Wort darin verschwand. „Du hast das Hirn einer Ameise oder?“, fauchte Katlin den jungen Mann an, bevor sie wie ihre Freundin zuvor in der Viper verschwand. „Was ist denn?“ „Nichts Kazu...“, gab ihm Ryo trocken zurück und beobachtete, wie der Sportwagen sacht aus der Parklücke heraus fuhr. Der Abend würde nicht gut gehen... Die Anspannung, welche in der Luft lag, war greifbar. Ryos Augen huschten zu Rika, welche neben Hana saß und sich mit geschlossenen Lidern in den Stuhl lehnte. Ihre Arme fest verschlungen. Kazu sprach munter weiter, bemerkte nicht wie er mit dem Thema Vater bei der Nonaka immer weiter an die Klippe spazierte. Er und auch die Anderen jedoch spürten es sehr wohl. Kat hatte es bereits vor Minuten aufgegeben den Shiota ruhig zu stellen. Mit geducktem Kopf blickte sie auf ihr Eis hinunter, welches unberührt vor ihr stand. Sie wartete nur noch darauf, bis der dünne Faden ganz riss. Kai ebenso T.k sahen ebenfalls überall hin nur nicht auf die Szene, welche sich gerade ereignete. Ryo wusste, der einzige Grund warum Rika noch immer unbewegt verharrte war Hana. Das Kind schmatzte fröhlich an ihrer Süßspeise und schien den Sturm der nahte nicht, zu registrieren. „Rika du hast wirklich Glück. Dein Vater nimmt sich die Zeit, meiner ist meist in der Arbeit.“ Dieser Satz raste nieder, wie ein Blitz es tat. Ryos Augen huschten entgeistert zu dem Shiota, wobei er nicht der Einzige war. Rika öffnete die Augen, stand abrupt auf, was die Aufmerksamkeit aller auf die junge Frau lenkte. Wortlos und still lief sie an ihnen vorbei. Hana sah auf, als sich ihre Schwerster entfernte, und sprang auf, rannte ihr hinterher. „Du weißt nicht, wann es genug ist oder?“, schnauzte Ryo Kazu an, welcher überrascht zu ihm sah. Zu einer Erwiderung kam der junge Mann jedoch nicht, da Kat ihm zuvor kam. „Du bist das dümmste Wesen, welches ich in meinem Leben bisher gesehen habe. Hast du nicht bemerkt, wie sie ihrem Vater gegenüberstand? Oder ihre Wut? Hast du überhaupt ein einziges Mal nachgedacht, das manche Menschen nicht gut auf ihre Eltern zu sprechen sind? Nein hast du nicht, du hast eher kochendes Wasser in die Wunde geschüttet und hast auch noch diese Einladung für uns alle angenommen! “, fauchte sie ihm aufgebracht entgegen und wurde nur durch T.ks Hand daran gehindert aufzuspringen. „Es tut mir leid. Ich wusste nicht...“ Ryo unterbrach ihn. „Jetzt kann man sowieso nichts mehr machen. Last uns hoffen, dass der Abend schnell umgeht und für das nächste Mal Kazu, halt deine Schnauze.“ Viel zu schnell war der Abend hereingebrochen, dachte Rika und band sich die silberne Kette ihrer Mutter um. Für normal trug sie keinen Schmuck, doch Daisuke kannte dieses Schmuckstück und dessen Bedeutung. Rumiko hatte sie damals von ihrer Großmutter bekommen und diese seinem Hochzeitsgeschenk vorgezogen. Und genau dies war der Grund, außerdem so musste sie sich selbst eingestehen, wollte sie irgendetwas von Rumiko dabei haben. Seufzend schüttelte sie den Kopf und ließ sich an die Theke nieder. Sie musste sich heute zusammenreißen, alleine wegen Hana... Vor allem würde es nicht gut wirken, wenn sie diesen Mann in der Öffentlichkeit anbrüllte. Die Türklingel ließ sie aus den Gedanken fahren. Überrascht sah sie auf die Uhr, welche über dem Tusch hing. Eigentlich sollten die Anderen erst in einer halben Stunde hier auftauchen. Ihre Beine trugen sie hinaus in den Gang, und als sie die Haustür öffnete, musste sie sacht schmunzeln. Wer sonst. „Du bist früh“, meinte sie und ließ Ryo eintreten. „Ich weiß“, gab er ihr belustigt zurück und setzte hinzu. „Hab mich wohl ein wenig verkalkuliert.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Im Grunde wollte er sie nur sehen und alleine mit ihr sein. Er wusste nur zu gut, das dies wohl genau der falsche Weg war das Geschehene zu verdrängen aber er konnte nicht anderes. Dies musste Ryo sich frustriert eingestehen. Seine Augen huschten über ihre Gestalt. „Gut siehst du aus, also lag ich mit meiner Annahme, dass es ein höher gestelltes Lokal ist, richtig“, meinte er und setzte sich wie sie in die Küche. Amüsiert zog sie ihre Augenbrauen nach oben. „Wie kommt du darauf? Nur weil ich einen Blazer trage?“ „Auch ja. Die Schuhe verraten dich.“ Leise lachte sie. „Wie immer gut beobachtet.“ Das hitzige und verwirrende Prickeln, welches sich in ihrem Körper breitmachte, ignorierte die junge Frau. Doch kam sie nicht drum herum konfus festzustellen, dass sie sich freue, dass ihm so kleine Details ins Auge fielen. Ihre Augen erfassten das Restaurant und dann viel ihr wieder ein, woher sie es kannte. Ihre Finger krallten sich harsch in den Autoschlüssel, welchen sie noch in der Hand hielt. Kat neben ihr sah überrascht zu ihr und auch Ryo ließ seinen Blick über sie schweifen. Dieser... Das, war jenes Restaurant, in welchem er ihrer Mutter einen Antrag gemacht hatte! Wie tief konnte dieser Mistkerl noch sinken... „Bastard“, rutschte es ihr über die Lippen und brachte ihr somit auch die Aufmerksamkeit der restlichen umstehenden ein. „Was ist?“, hörte sie Kat leise und zögernd fragen. „Nichts“, gab sie eisig zurück und schritt auf den Eingang zu. Irgendwann würde er all das zurückbekommen... „Gut siehst du aus Rika!“, lächelte ihr Vater sie an, als sie zu ihnen an den großen Tisch traten und sich setzten. Möglichst weit weg von ihm und dies bemerkte auch er. Sein Schmunzeln verschwand einen Augenblick und seine Augen legten sich auf die Halskette nieder. „Die Kette von Saiko“, meinte er und sie erwiderte kalt. „Durchaus.“ Diese Worte stießen wie ein Messer hinab und die Atmosphäre war es, welche sich bevor sie überhaupt aufsteigen konnte, tief senkte. Ryo, welcher neben ihr saß, ließ seinen Blick kurz über sie schweifen. Das alles würde nicht gut enden... „Habt ihr gut hergefunden?“, versuchte Akemie die Stimmung irgendwie wieder herumzureißen. Rika sah auf und ein kühles Lächeln legte sich nieder. „Sicher. Ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man die Bedeutung dieses Lokals in Betracht zieht oder?“ Ihre Augen bohrten sich in die von ihrem Vater, welcher sich räusperte. „Das ist doch lange her“, meinte er und Akemi, genau wie die Anderen fühlten sich augenblicklich unwohl in ihrer Haut. „Für dich mit Sicherheit.“ Der Kellner kam, bevor noch irgendetwas gesagt werden konnte. Nahm lächelnd die Bestellungen auf und gab Empfehlungen für die Speisen. Sie musste ruhig bleiben, Hana saß mit am Tisch, dachte Rika. „Wie ist denn die Schule zurzeit?“ War es wieder Akemi die versuchte ein Gespräch zu eröffnen und dieses Mal gelang es ihr, auch, wenn sich dies auf banale Dinge reduzierte. Sacht nippte Rika an dem Rotwein, welchen sie sich bestellt hatte. Ihr zweites Glas, denn ohne Alkohol wäre sie längst nicht mehr hier. Eine dumme Frage jagte die Nächste und nur mit mühe konnte sie ihre Kommentare niederringen. Ihren Freunden war es zu verdanken, dass es nicht gänzlich geräuschlos war und sich durchaus Konversationen bildeten. „Seit wann seit ihr eigentlich zusammen?“ Die Frage ließ Rika abrupt zu Akemi aufsehen. „Was?“, fragte sie, weil sie nicht ganz verstand, was das Weib eigentlich wollte. „Du und Ryo“, gab sie lächelnd zurück. Nach diesen Worten legte sich augenblicklich eine angespannte Stille nieder und die Nonaka musste ihre Gesichtszüge aufrecht erhalten. „Wir sind nicht zusammen...“, sprach Rika frostig aus. Und das müsste diese Frau eigentlich wissen... „Wirklich nicht?“ Die Blonde legte ihren Kopf schief und nicht nur Kai zog unbemerkt die Luft scharf ein. Nur Ryos Hand, welche sich beruhigend auf ihr Bein legte, hielt sie davon ab etwas Barsches von sich zugeben. „Wirklich“, hörte sie den jungen Mann antworten. „Ihr würdet auf jeden Fall ein nettes Paar abgeben oder was meint ihr?“, wandte sie sich an die Anderen. Kat sowie die Restlichen erwiderten nichts. Ihr Vater war es, welcher seiner Frau lächelnd zustimmte. „Ja durchaus.“ Was verdammt noch mal soll dieser Mist... Beide wussten ganz genau, dass sie nicht mit Ryo zusammen war, denn sie hatte es ihnen gesagt. Sicher und ohne zu stocken, weil es eine Tatsache war, auch wenn ihr eben diese suspekter weiße irritierend aufstieß. „Rumiko noch immer im Ausland beschäftigt?“, hörte sie es nach endlosen Minuten von ihrem Vater fragen. Dieses Thema konnte nicht schlechter sein und vertrieb mit einem Schlag, sämtliche Gedanken an die zuvor unangenehm herrschende Lage. „Ja“, gab sie einsilbig zurück und ihre Finger umklammerten automatisch das Weinglas fester. Jetzt bewegte er sich wirklich auf dünnem Eis. „Sie ist schon ganz schön lange weg. Ein Monat müsste es doch mittlerweile sein oder habe ich mich verzählt?“, sprach er weiter und Akemi setzte negativ überrascht hinzu. „So lange lässt sie dich alleine? Ich könnte mein...“ Harsch wurde sie unterbrochen. „Halt du deinen Mund“, schnauzte Rika die Blonde an, welche zusammenzuckte, bevor sie weiter sprach. Zischend und kalt. „Findest du wirklich, ein Monat ist lange? Im Gegensatz zu deinen 14 Jahren finde ich das noch human Daisuke.“ Ihr Weinglas kam leise, fast schon ruhig auf dem Tisch auf, bevor sie aufstand. „Entschuldigt mich...“, gab sie noch von sich und ging, ohne ihren Vater noch zu Wort kommen zu lassen davon. Ihre Viper leuchtete durch die Automatik kurz auf, bevor Rika die Tür eben dieser aufriss und sich hinein kniete. Jetzt war er zu weit gegangen... Alles hatte sie bisher einigermaßen über sich ergehen lassen aber das er Rumiko vorhielt zulange weg zubleiben, war einfach zu viel. Die Glut, welche entstand, als sie die Zigarette anzündete, flammte kurz auf bevor sie im gleich bleibenden glimmen vor sich hin rauchte. Nikotin war jetzt das Einzige, was sie daran hinderte, einfach abzuhauen. „Hey, alles in Ordnung?“, vernahm sie es leise und sah auf, als Ryo neben ihr hielt. Den Rauch ausatmend und sich an das Auto lehnend sprach sie. „Sicher.“ „Das letzte Mal, als du mir mit sicher geantwortet hast, hättest du mir beinahe eine Ohrfeige verpasst“, merkte er trocken an und beobachtete, wie sich ein belustigtes Schmunzeln auf ihre Lippen niederlegte. „In beinahe liegt die Betonung. Und am Ende lagen wir nebeneinander, wenn ich mich nicht irre, also beschwer dich nicht.“ „In der Tat.“ Wie könnte er das auch vergessen... „Im Ernst, geht es dir gut“, setzte Ryo hinzu und sah ihr dabei zu, wie sie seufzend an ihrem Glimmstängel zog. „Alles bestens. Ich brauch nur frische Luft“, antwortete die junge Frau und strich sich ihre Haare zurück. Die Worte, welche sie dann hörte, ließen sie die Augen verdrehen. „Frische Luft ja?“ Belustigt zog er die Augenbrauen nach oben, doch dieses Mal machte er keine anstalten, ihr die Zigarette wegzunehmen. „Die bewahrt vor Schlimmerem“, gab sie zurück. „Das glaube ich dir ausnahmsweise sogar. Wir können fahren, wenn du willst. Ich denke keiner von den anderen würde es dir übel nehmen.“ Überrascht blickte sie zu ihm hoch, doch schüttelte sie den Kopf, bevor sie die Zigarette wegschnippte. „Nein, der Abend ist bald um.“ „Bist du sicher?“ Leise lachte sie und ihre Hand fand den Weg in sein Haar, welches sie ihm scherzend zerzauste. „Natürlich.“ Amüsant wich er zurück und umfasste ihr Handgelenk sacht. „Das machst du gern was?“ „Wie kommst du drauf?“ Vergnüglich leuchteten ihre Augen auf und nur ein sachtes Schmunzeln war die Antwort. Das nächst, was sie spürte, war, wie ihre Hand die Scheibe ihrer Viper berührte und sich seine Lippen auf die ihren pressten. Ihre Hand krallte sich in den Stoff seinen Shirts, zogen ihn nähe zu sich. Seine noch immer um ihr Handgelenk geschlungen und die anderen an ihrer Hüfte. Erst fordernd, dann verlangend und schließlich zärtlich. Unglaublich lange schien der Moment zu sein, bevor er schwebend in die Luft stieg. Noch ein Kuss, hauchend und sanft, bevor er seine Stirn an die Ihre lehnte. Seine Beherrschung war nur noch ein Schatten und dies gerade war der Beweis, dachte Ryo lautlos seufzend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)